Jede Jahreszeit wurde traditionellerweise durch eines dieser Feste eingeleitet; sie sind vor allem Eingangsriten, welche die Menschen auf die Arbeiten der neuen Jahreszeit vorbereiten. In jedem Frühling wird der Mensch, der sich der wiedererwachenden Natur bewusst wird, vom Gefühl der Erneuerung getragen, mit dem er sich identifiziert. Er selbst erwacht im Frühling aufs Neue. Das ländliche Jahr ist nach dem Kreislauf der Jahreszeiten geordnet und findet seinen Ausdruck im Lebenszyklus der Pflanzen, der Tiere und der Menschen und in den ihnen allen eigenen Abläufen des Entstehens, Lebens und Sterbens – um wiedergeboren zu werden. Dies drückt sich zugleich in einer Anzahl von Übergangsriten aus, die die Ethnologen ausführlich beschreiben.
Die Achse zwischen dem Walpurgisfest/Beltane (1. Mai) und dem Totenfest/Samhain (1. November) teilt das Jahr in einen „Hirtenkalender“ mit zwei Jahreszeiten. Er entspricht dem Abschluß der Waldarbeiten im Mai, wo man singt „Wir gehen nicht mehr ins Holz“, und dem Auszug der Herden auf die Weiden; umgekehrt sind es die Rückkehr der Herden im November und der Beginn der Holzfällerarbeiten sowie der Baumpflanzungen. Die Anordnung der Feste im Laufe des Kalenders spiegelt den Kreislauf des kosmischen Jahres wider: Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt und den Lauf der Sonne, die zu Epiphania/Berchtentag (6. Januar) wiedererscheint, ein Wissen, das sich auch in den antiken römischen Saturnalien wiederfand, die am Ende des Monats Dezember/Anfang Januar gefeiert wurden. |